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Sonntag 8. September 2024
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Kolping Spich im Kanzlerbungalow

Wie wohnte ein Kanzler standesgemäß von den 60er-Jahren bis zum Umzug nach Berlin in den 90ern? Lebte er in Luxus, welche Ansprüche hatte er? Wie sahen die privaten Bereiche aus?

Ganz schön neugierig reisten ca. 20 Mitglieder der Kolpingsfamilie Spich nach Bonn, wo am großen Sicherheitstor des ehemaligen Kanzleramts unser bewährter Begleiter Thomas Schlinkmann vom Haus der Geschichte schon auf die altersgemischte Gruppe wartete.

Im wunderschönen Park des Palais Schaumburg liegt fast unsichtbar der ehemalige Kanzlerbungalow. Für zwei Wochen ist das Haus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich (Demokratiefest zu 75 Jahren Grundgesetz), bevor es für mindestens ein Jahr wieder in den Dornröschenschlaf fällt.

Obwohl (oder auch gerade weil) der flache Bungalow mit seiner Schlichtheit aus dem Rahmen der sonstigen pompösen Regierungswohnsitze Europas fällt, ist er architektonisch und geschichtlich ein unverwechselbares und einmaliges Denkmal aus der Zeit der damals noch sehr jungen Bundesrepublik.

1963 beauftragte Ludwig Erhard den Architekten Sep Ruf mit dem Entwurf eines modernen, repräsentativen Wohn- und Empfangsgebäudes im Park des Regierungsviertels. Schon ein Jahr später konnte Ludwig Erhard einziehen, was in der heutigen Zeit wohl kaum noch vorstellbar wäre. Auch die veranschlagten Baukosten in Höhe von 2.000.000 DM wurden eingehalten.

Zwei quadratische, gegeneinander versetzte Atriumbauten teilten den Bungalow in einen offiziellen und einen privaten Bereich ein. Soweit noch vorhanden sind die Räume mit den ursprünglichen Möbeln aus den 60ern eingerichtet. Nach Ludwig Erhard nutzten noch vier weitere Kanzler den Bungalow, die natürlich ihren eigenen Wohnstil dort einbrachten.

Der Wohnteil ist deutlich kleiner und beengter als der repräsentative Teil und die vielen Einbauschränke und unverrückbaren Wände ließen wenig Spielraum zu, die Wohneinrichtung geschmacklich der Zeit anzupassen. So fühlte sich auch nicht jeder Kanzler mit seiner Ehefrau/Familie dort wohl. Kinder waren in diesem Haus aber auch nie vorgesehen.

Die jungen Besucher konnten sich nicht vorstellen, so steril und mit so wenig Privatsphäre zu leben, während die älteren so manche Einrichtungsstile aus ihrer Jungendzeit wiederfanden. Selbst der kleine Pool im Atrium konnte den Eindruck der Nüchternheit nicht entkräften.

Einzig die riesengroße Terrasse mit Blick auf viel Grün und den Vater Rhein begeisterte alle Teilnehmer, die sich schon vorstellen konnten, an einem lauen Sommerabend eine große Grillparty abzuhalten.

Thomas Schlinkmann, unser wandelndes Geschichtsbuch, machte diese Führung zu einem kurzweiligen und interessanten Erlebnis, was die Zeit verfliegen ließ und auch unsere Jugend fesselte und begeisterte. Wir freuen uns auf eine neue Exkursion mit ihm!

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